Kakaozeremonien sind schädlich

Ja, du hast richtig gelesen. Kakaozeremonien schießen aktuell wie Pilze aus dem Boden. Viele Yogalehrerinnen, Entspannungstrainerinnen und natürlich die Wochenendkurs-Schamanen fühlen sich dazu berufen nun auch noch mit Kakao zu arbeiten. Aber was steckt dahinter?

Die Herkunft des Kakao

Kakao kommt ursprünglich aus Peru und hat sich von dort aus dank Tier und Mensch ausgebreitet. Typische Anbauregionen sind Zentral- und Südamerika, Afrika, Australien und Asien. Das liegt am Klima, denn der Kakao mag es schön warm. Gleichzeitig mag die Kakaopflanze es aber auch feucht und schattig. Da wir uns damit in einer ganz bestimmten Klimazone befinden, spricht man auch vom Kakaogürtel.

Die kulturelle Bedeutung des Kakao

Mit diesem Thema könnte man Bücher füllen. Ich möchte mich aber auf das beschränken, was ich aus erster Hand von Mitgliedern der Maya und Nahua-Kulturen gelernt habe. Wie eben beschrieben, ist Kakao auch in Zentralamerika heimisch. In Mexiko endet dann aber der Kakaogürtel nach Norden, denn ab Zentralmexiko ist es dem Kakao einfach zu kalt und zu trocken.

Unser deutsches Wort “Schokolade” haben wir übrigens aus dem náhuatl, der Sprache, die unter anderem die Mexika (Azteken) sprachen und die heute noch von Nahua-Kulturen in verschiedenen Varianten gesprochen wird. Xoco und atl lauten die beiden Wörter – bitteres (saures?) Wasser. Aus Xocoatl (“schokoatl’) entwickelte sich dann die meist gar nicht mehr bittere oder saure Schokolade.

Tatsächlich war die Kakaobohne extrem wertvoll und der Konsum definitiv kein tägliches Vergnügen des einfachen Volkes. Kakao war Zahlungsmittel, Heilpflanze und spirituelle Pflanze. Kakao war (ist) also verbunden mit Reichtum und Heilung.

Der Unterschied: Kakao, Rohkakao und zeremonieller Kakao

Der Name Kakao bezeichnet die Pflanzenart von der es viele verschiedene Sorten gibt. Sie sehen anders aus, schmecken anders und haben andere Zwecke.

Rohkakao gibt es als Pulver (meist teilentölt) oder Masse. Es handelt sich um die reine Kakaobohne, die getrocknet und zerkleinert wurde. Rohkakao ist eine wundervolle Heilpflanze, die nennenswerte Mengen Eiweiß, Kalzium und Magnesium enthält. Manche Menschen fühlen sich von Rohkakao beruhigt, wieder andere angeregt. Im spirituellen Sinne öffnet Kakao das Herz (Herzchakra). Auch bei gewissen Krankheitsbildern ist Kakao interessant. Ich habe Kakao im Zusammenhang mit Chronischer Fatique getestet und damit gute Erfahrungen gemacht (kein Heilversprechen!).

Zeremonieller Kakao wird nicht etwa Kakao, weil er für eine Zeremonie oder Ritual verwendet wird, sondern bereits beim Anbau. Und genau hier ist oft der Haken. Auf Rohkakao liest man häufig “kann auch für Kakaozeremonien verwendet werdet”. Absolut richtig! Das heißt aber nicht, das der Kakao zeremoniell ist. Zeremonieller Kakao wird im Sinne einer Zeremonie gepflanzt und weitaus seltener und teurer als Rohkakao.

Das Problem mit Kakaozeremonien

Ein wenig habe ich es schon genannt. Die erste Hürde ist echten zeremoniellen Kakao zu bekommen. Das bezieht sich also auf den Rohstoff. Das wirkliche Problem ist aber der Teil mit der Zeremonie.

In unserem alltäglichen Wortschatz sprechen wir oft von Ritualen oder Zeremonien, meinen aber eigentlich ein nettes Treffen mit spirituellen Inhalten. Mehr zum Thema Ritual kannst du hier nachlesen.

Kakao ist nicht bei uns in Europa (geschweige denn Deutschland) heimisch. Wir arbeiten also mit einer kraftvollen Heilpflanze aus anderen Kulturen. So lange dies mit Hintergrundwissen, Transparenz, Bescheidenheit und unentgeltlich passiert, kein Problem. Problematisch wird das Thema, weil Kakao und echte Kakaozeremonien kommodifiziert werden.

Kommodifizierung ist der Prozess des zur Ware Werdens eines materiellen oder immateriellen kulturellen Inhaltes. Oftmals durch Kommerzialisierung durchgeführt von herrschenden Mächten und privilegierten (weißen) Menschen. Schwups sind wir im Thema Kolonialisierung gelandet. Aber darauf einzugehen, hebe ich mir für einen weiteren Blogartikel auf. Zum Thema Kommodifizierung habe ich bereits einen Blogartikel geschrieben, den du hier findest.

Die romantische Darstellung von Frauen, die sich treffen, um eine Tasse Kakao zu trinken wird überschattet von geldgierigen, möchte-gern Spirituellen, die von der Geschichte und der kulturellen Verantwortung keine Ahnung haben. Natürlich gibt es Menschen dieser Kulturen, die davon profitieren. Aber zu welchem Preis?! Die Menschen, die ich gehört haben, baten nur um eine Sache: Nennt es nicht Kakaozeremonie!

Alternativen zu Kakaozeremonien

Die meisten von uns (ich schließe mich hier mit ein) haben keine Ahnung was eine Kakaozeremonie ist. Die indigenen Familien und Gemeinschaften, die diese spirituellen Handlungen noch praktizieren, sind gezählt. Andere sind (gewollt oder ungewollt) der Kommodifizierung zum Opfer gefallen.

Ja, wir haben “das Recht” Kakao zu verwenden. Wir haben aber auch eine Verantwortung.

Wenn du Geld dafür nimmst, dass jemand von dir lernt, ist das in Ordnung. Du hast vielleicht Raummiete, Steuern zu bezahlen und Materialkosten. Es ist sogar wichtig, dass du hierfür eine Gegenleistung erwartest. Wie du dein Angebot aber nennst, hast du in der Hand.

Hier ein paar Vorschläge: Kakaoreise, X mit Kakao, Kakao als Heilpflanze, Frauenkreis, Kakaokreis

Es gibt aber noch ein weiteres Problem: Die Nachfrage. Durch die Trends, die bestimmte Heil- und Portalpflanzen gerade erleben, sinkt ihr Vorkommen und einzelnen sind bereits stark bedroht. Wenn du vor hast mit Kakao zu arbeiten, bringe also deine Achtsamkeit mit ins Spiel. Vielleicht gibt es ja eine schöne Alternative, oder du nutzt Kakao nur zu ausgewählten Anlässen. Das wäre sogar in einem kulturellen Sinne.

Yoga und Kakao – ein kultureller Balanceakt

Ich bin selbst Yogalehrerin und arbeite mit Heilpflanzen. Meistens heimischen Pflanzen. Durch meinen Mexikobezug bin ich letztes Jahr auf Kakao gekommen und habe mein Leben damit bereichert. In meiner Arbeit als Yogalehrerin nutze ich Kakao aber so gut wie nie. Erstens, weil wir wundervolle heimische Pflanzen haben und zweitens, weil ich mit Yoga bereits eine andere Kultur nutze. Ich mische also schon Yoga mit meinen Kulturen. Je mehr Vermischung stattfindet, desto schwerer wird es transparent und “sauber” zu arbeiten.

Consent Management Platform von Real Cookie Banner